Das Schandmal

in Berlin


Zum Gedenken an Massenvernichtung und Anti-Humanismus 1933-1945


Inhalt:

Ein skulptureller Aufruf
Die Idee
Die goldene Plattform
Die Symbolik
Der Hintergrund
Historische Erwägungen
Lesezeichen im Buch der Geschichte
Zum ersten Mal in Hongkong
Aufstellung gegen Straffreiheit
Zum Künstler
Das grösste Kunsthappening in Europa
Doppelmoral
Zusätzliche Informationen


Ein skulptureller Aufruf

Am 4. Juni 1997 wurde in der nun ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong ein Schandmal errichtet. Damit nahm eine Kunst-Manifestation des dänischen Künstlers Jens Galschiot seinen Anfang, das sich allmählich auf die ganze Welt ausbreiten wird. In dieser Zeit wird rund jedes Jahr irgendwo in der Welt ein Schandmal errichtet, um damit einen groben Verstoß gegen den Humanismus anzuprangern.

Das Mahnmal ist eine dunkle Skulptur, acht Meter hoch und aus 50 schmerzlich ineinander verrenkten Menschen-Figuren aufgebaut.

Monumente dieser Größenordnung werden sonst nur errichtet, um ,,wahre Heldentaten" zu gedenken. In diesem Fall wird die Skulptur jedoch aufgestellt zur Erinnerung an eine Schandtat, die sich niemals wiederholen darf. Das Schandmal ist sozusagen der Nobelpreis des Verbrechens.

Die Idee

Das Schandmal wird auf einem zentralen Standort in Berlin errichtet als Monument für die Opfer des Terrors des Dritten Reiches, ein Terror, der in der systematischen industriellen Massenvernichtung von Menschen kulminierte. Wir hoffen, das wir das Schandmal im Jahre 2002 aufstellen können.

Die Skulptur ist von Jens Galschiot geschaffen. Sie wird auf einem bronzenen Fundament aufgestellt, das von ehemaligen KZ-Häftlingen (und Häftlingen von anderen Haftanstalten) geschaffen ist, indem sie rund 10 Millionen Striche eingraviert haben. Diese Striche symbolisieren ihre ermordeten Mitgefangenen und andere Opfer der Massenvernichtung. Auf diese Weise wird die Erinnerung an die Opfer ein integraler Teil des Mahnmals.

Das Schandmal ist nicht als ein Beitrag zur ständigen Diskussion um ein offizielles Holocaust-Mahnmal zu betrachten, sondern als persönliche Aussage eines Künstlers in enger Zusammenarbeit mit den überlebenden Opfern. Wir stellen also die Skulptur im Rahmen unserer eigenen Tagesordnung auf. Sie wird ein Denkmal aller Opfergruppen: Juden, Sinti und Roma, politische Gefangene, Zwangsarbeiter, Zeugen Jehovas, Homosexuelle usw.

Die goldene Plattform

Das Schandmal wird auf einer quadratischen Plattform von 10 x 10 m Größe aufgestellt. Die Plattform wird vollständig von goldenen Bronzeplatten bedeckt. In diese werden etwa 10 Millionen Striche eingeätzt, einer für jedes Opfer der Massenvernichtung. Die Striche werden in Fünfergruppen angeordnet, je vier in einer Reihe mit einem Querstrich, wie man sie beim Zählen verwendet. Diese Striche füllen die Fläche der Plattform völlig aus.

Die Überlebenden der KZ-Lager setzen die vielen Millionen Striche auf große Bögen, die durch einen fotografischen Prozess auf die Bronzeplatten übertragen werden. Auf diese Weise meißeln sie sozusagen das Schicksal ihrer Mitgefangenen in die Platte ein, als ein Zeugnis aus der Tiefe der Geschichte, das auf diese Weise den Nachgeborenen übergeben wird. Jeder der ehemaligen Gefangenen ‚unterzeichnet‘ mit seiner Gefangenennummer, dem Namen des KZ und dem Zeichen, das auf der Jacke getragen oder gebrandmarkt wurde (Kennzeichnungen für die jeweiligen Gruppen: Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle usw.) Nur durch diese Unterschriften wird die Monotonie der Striche unterbrochen.

Auf jedem Bogen ist Platz genug um 10.000 Striche zu setzen. Das Zeichnen so vieler Striche kann eine mühselige Aufgabe sein für alte Menschen mit zunehmender Körperschwäche. Die Arbeit kann aber dadurch erleichtert werden, da der ehemalige Häftling den Bogen zusammen mit einer jüngeren Person ausfüllt, z.B. einem Angehörigen der Familie. Eben die gemeinsame Tätigkeit von jung und alt ist besonders symbolträchtig. Dadurch wird hervorgehoben, da die Erfahrungen der Vergangenheit an die jüngeren Generationen weitergeleitet werden.


Die Symbolik

Die Symbolik des Monuments läßt sich je nach den Voraussetzungen des Betrachters auf unzählige Weisen interpretieren. Hier einige mögliche Auslegungen:

Die Symbolik der Plattform und der Striche

Die große goldene Bronzeplattform beschwört die Erinnerung an eine Grabstätte, an einen heiligen Ort mit historischen Bezügen herauf.

Schon die Planung des Eingravierens der Striche enthüllt eine erschütternde Symbolik. Ein grober Überschlag ergibt, daß beim Eingravieren eines Striches pro Sekunde durch eine Person die Aufgabe etwa 4 Monate in Anspruch nehmen wird, wenn diese Person ohne Unterbrechung Tag und Nacht arbeitet. Für die Durchführung dieser Aufgabe innerhalb eines angemessenen und überschaubaren zeitlichen Rahmens ist es erforderlich, die Arbeit sorgfältig zu organisieren und zu systematisieren - genau wie bei der Aufgabe, die die Striche symbolisieren: die Vernichtung von 10 Millionen Menschen.

Die Namen der KZ geben den Strichen sozusagen die Adresse und verankern den Massenmord somit geographisch.

Durch die Aufstellung des Schandmals auf der goldenen Plattform mit den 10 Millionen Zählstrichen wird eine direkte Verbindung zwischen den Opfern und der Skulptur hergestellt.

Die Überlebenden meißeln in fast buchstäblichem Sinne die Erinnerung an das Schicksal ihrer Mitgefangenen ein. Jeder Strich bedeutet symbolisch Du bist nicht vergessen!

Die vielen Millionen Striche visualisieren die unfaßbare Zahl der Toten und zugleich die zynische und industrielle Art und Weise, mit der die Massenvernichtung ausgeführt wurde: ein Strich für jede gelungene Vernichtung, als ginge es um das Zählen von Kartoffeln.

Wenn die Monotonie der Striche von den ‚Unterschriften‘ in Form von Nummern und Symbolen unterbrochen wird, richtet sich das Augenmerk auf das Schicksal eines Individuums. Zugleich wird die zynische Kategorisierung und Numerierung von Menschen, als handele es sich um Vieh, augenfällig.

Durch die einprägsamen ‚Unterschriften‘ treten die Striche hervor als authentische Aussagen von Augenzeugen, die die Barbarei am eigenen Leibe erlebt haben.

Die Symbolik der Skulptur

Durch die Aufstellung des Schandmals als Mahnmal der Massenvernichtung der Nazizeit beziehen wir unseren eigenen Kulturkreis in die Kette der Verbrechen gegen den Humanismus ein, die die Skulptur repräsentieren soll. Der Abscheu und die negative Kraft dieses kolossalen Verbrechens dienen damit dazu, uns offensiv daran zu erinnern, wozu die Ausschaltung von Moral und Anstand führen kann.

Durch die Aufstellung des Schandmals in einem Netzwerk von Skulpturen, das Übergriffe auf dem gesamten Erdball symbolisieren soll, werden scheinbar unzusammenhängende Ereignisse miteinander verknüpft. So bringt die Skulptur symbolisch zum Ausdruck, daß die Mechanismen, die in Deutschland zur Erregung eines unbändigen Hasses gegen bestimmte Gruppen mit dem Massenmord im Gefolge führten, sehr viel mit den Mechanismen gemeinsam haben, die auf dem Balkan zu Massakern und ethnischen Säuberungen geführt haben.

Durch jede Aufstellung wird die Skulptur um weitere Symbolfracht aufgeladen. In Hongkong wurde die Skulptur zum Symbol für den Kampf um die bürgerlichen Freiheitsrechte. Die Aufstellung in Berlin fügt ein weiteres Symbol hinzu: Menschenverachtung und zynisch geplante industrielle Massenvernichtung, begründet in der Logik von Wissenschaft und Rationalität.

Indem das Schandmal zu einem Symbol für die Massenvernichtung gemacht wird, benutzen wir das größte Verbrechen unseres eigenen Kulturkreises um aufzuzeigen, wie weit zivilisierte Menschen im Namen der Wissenschaft und der Rationalität zu gehen bereit sind. Gibt eine Kultur das humanistische Menschenbild auf, so führt dies unweigerlich zur Abstumpfung und moralischem Verfall.

Der Aufbau der Skulptur aus verzerrten menschlichen Körpern symbolisiert die Erniedrigung, die Dequalifizierung und den Mangel an Respekt vor dem menschlichen Individuum.

Die Architektur des Schandmals aus Menschenkörpern, die zu einem Dreieck zusammengepreßt sind, lenkt die Gedanken des Betrachters auf den Anblick, der sich beim Öffnen der Gaskammern bot. Dort lagen die Leichen manchmal in einer Ecke zusammengepreßt, wo es eine Öffnung gab, durch die die Opfer glaubten atmen zu können. Alle versuchten zu dieser Öffnung zu gelangen.


Der Hintergrund

Die nazistische Massenvernichtung unerwünschter Individuen verkörpert das größte Verbrechen in der Geschichte der Menschheit, das durch seine organisierte industrielle Planmäßigkeit einzigartig ist. Es handelt sich um ein Verbrechen, das als Produkt der europäischen Zivilisation erscheint und seinen Ursprung im Herzen Europas hatte. Planung und Organisierung gingen von Deutschland aus - einem Land, das als hochzivilisiert galt und das bedeutendste Gestalten der europäischen Geistesgeschichte hervorgebracht hatte: Komponisten, Dichter, Philosophen usw. In diesem Zentrum europäischer Kultur und europäischen Humanismus fand unser innerer Schweinehund seine Brutstätte und zeugte einen Dämon, der mit verblüffender Geschwindigkeit groß und mächtig wurde. Das Ergebnis war ein Verbrechen ohnegleichen, ein Verbrechen, das Zeitgenossen und Nachgeborene schockierte.

Es war ein Dämon,

der seine Ziele in einer teuflischen Mischung aus Emotion und Rationalität suchte und in hohem Maße auch fand: die Erzeugung eines unbändigen Hasses wurde durch ein eiskaltes Kalkül auf rationaler, wissenschaftlicher Grundlage instrumentalisiert;

der im deutschen Volk Widerhall fand und in weiten Kreisen des übrigen Europas Bewunderung erregte;

der meinte, auf wissenschaftlicher Grundlage Menschen in A-, B- und C-Individuen sortieren zu können. Die Forschung, die dieser Sortierung zugrunde lag, genoß hohes Ansehen - auch in anderen Ländern, wo sie die Grundlage für rassenhygienische Maßnahmen wie z.B. die Zwangssterilisation von „Abweichlern" abgab. Die Praxis galt seinerzeit als „progressiv";

der meinte, daß die Menschheit nur aus den genetisch Reinen und Starken bestehen sollte, während die anderen als Abfall betrachtet wurden, es sei denn, sie konnten für medizinische Versuche genutzt werden;

der auf der Grundlage von Rationalität und Wissenschaft eine Massenvernichtungsmaschine aufbaute, mit der Europa genetisch gesäubert werden sollte - ein Stück „Ingenieurkunst", das in der Vernichtung von 10 Millionen Menschen endete;

der einen Indoktrinierungs- und Propagandaapparat ungeheuerlichen Ausmaßes schuf. Der Apparat erzeugte eine gehässige Agitation, die mit den Worten Kurt Schuhmachers ein „permanenter Appell an den inneren Schweinehund im Menschen" war. Der Großteil der Bevölkerung wurde einer Gehirnwäsche unterzogen und betrachtete bestimmte Gruppen als Volksfeinde und Schädlinge, die es gnadenlos zu bekämpfen galt;

der durch einen furchteinflößenden Terrorapparat die Minderheit rechtdenkender Humanisten einschüchterte, so daß sie keinen Einspruch gegen die Übergriffe zu erheben wagten;

der stark wurde, weil zu viele - in Deutschland wie außerhalb - es versäumten, ihn rechtzeitig zu bekämpfen, während noch Zeit war.

Die europäische Zivilisation beruht auf den Idealen der französischen Revolution: Freiheit Gleichheit, Brüderlichkeit. Die Synthese der Zivilisation ist der Humanismus, der jedoch auch die Antithese in sich birgt. Dieser Keim des Anti-Humanismus kam im Nationalsozialismus voll zur Entfaltung.

Deshalb soll das Schandmal in Berlin aufgestellt werden - dem neuen Herzen Europas - um uns daran zu erinnern, daß unsere dämonische Seite, der innere Schweinehund, niemals wieder die Oberhand gewinnen darf und die Macht über ganze Nationen ergreift.


Historische Erwägungen

Unter Historikern und Laien gibt es zwei Hauptrichtungen in der Beurteilung der Ursachen für die Massenvernichtung während des Nazismus. Die eine Seite betrachtet die Entwicklung im Deutschland zwischen den Weltkriegen als Ausnahmeerscheinung - ein Ausrutscher in der allgemeinen Entwicklung Europas zu Demokratie und mehr Humanismus. Diese Abweichung beruht angeblich auf einer spezifisch deutschen Tradition und vielleicht sogar auf der ureigenen deutschen Volksseele (charakterisiert durch Eigenschaften wie Herrenvolksmentalität, Aggressivität, blinder Gehorsam und Autoritätsgläubigkeit), die damit die Alleinschuld zugewiesen erhält.

Die andere Hauptrichtung sieht die Entwicklung in Deutschland als die Kulmination einer allgemeinen zeitgenössischen Tendenz in Richtung auf totalitäre Herrschaftsformen. Überall in Europa wuchsen totalitäre Regimes wie Pilze aus dem Boden, Regimes, die mehr oder weniger deutlich auf der faschistischen Ideologie beruhten. Sogar in scheinbar festverwurzelten Demokratien erhielten autoritäre und faschistische Bewegungen Aufwind. In mehreren Ländern mit solider demokratischer Tradition herrschte in weiten Kreisen der Bevölkerung eine nicht geringe Sympathie oder sogar Bewunderung für die Effizienz der neuen autoritären Regimes und ihre anscheinend harmonische und geordnete Gesellschaft.

Die Frage bietet seit Jahrzehnten Stoff für leidenschaftliche Diskussionen. Die Wellen gehen hoch, nicht nur unter Fachleuten, sondern auch in der öffentlichen Debatte. Dies ist zweifellos auf das Gefühl zurückzuführen, daß die Deutung der Vergangenheit große Bedeutung für die Bewältigung unserer Gegenwart hat. Die Einschätzung der Ursachen für die Massenvernichtung sind unlöslich verbunden mit der Frage nach Verantwortung und Schuld und damit der Frage: Wer soll was aus der Vergangenheit lernen?

Die Anhänger der letztgenannten These (die deutsche Geschichte als Normalität) werden immer wieder beschuldigt, den Massenmord „relativieren" und seinen einzigartigen Charakter verleugnen zu wollen, und damit die Gegenwart der Möglichkeit berauben, aus der Vergangenheit zu lernen. Im Gegensatz dazu meint der Künstler, daß man nur Lehren aus der Geschichte ziehen kann, wenn man die allgemeinmenschlichen Schwächen erkennt, die die Barbarei erst ermöglicht haben, und damit seinen Teil der gemeinsamen Verantwortung übernimmt. Dagegen wäre ein Interpretationsmodell, das die ureigene deutsche Volksseele zum Ausgangspunkt nimmt, nicht einmal für die Deutschen selbst ein brauchbarer Ansatz, um aus der Geschichte Lehren zu ziehen.

Die Geschichte der Massenvernichtung hat allgemeine und spezifische Züge gleichzeitig. Die psychologischen Mechanismen, die zu dem ungeheuerlichen Verbrechen führten, sind allgemeinmenschlich; die konkrete Ausführung wurde jedoch von der deutschen Führung mit breiter Unterstützung des deutschen Volkes organisiert. Die deutsche Nation kann sich daher ihrer besonderen Verantwortung nicht entziehen.

Diese Betrachtungsweise der Massenvernichtung bedeutet, daß das Schandmal als Zivilisationskritik zu gelten hat, damit die Lehre aus der Katastrophe heute Aktualität gewinnt. Wenn wir als Angehörige der europäischen Zivilisation nicht die Verantwortung für unseren inneren Schweinehund übernehmen, kann dies schicksalsträchtige Folgen für die Entscheidungen der Zukunft haben. Wir müssen einsehen, daß es in einer neuen Katastrophe enden kann, wenn wir diesen Tendenzen in unserer Psyche freien Lauf lassen und unserem inneren Schweinehund Nahrung bieten. Nur durch die Übernahme der Verantwortung für die Vergangenheit können wir uns der Zukunft verpflichten.


Lesezeichen im Buch der Geschichte

Unser Erinnerungsvermögen scheint sich immer mehr einzuschränken, weil unser Bewusstsein durch die Informationsflut der Medien überlastet ist. Tod, Elend und Leid sind vergessen, sobald ein anderes Thema in unser Blickfeld gerät.

Das Mahnmal soll dabei als Erinnerungshilfe dienen. Die Verbrechen gegen die Menschheit - und ihre Opfer - dürfen nicht in Vergessenheit geraten, die Skulptur ist somit ein Lesezeichen im grossen Buch der Geschichte.

Eben weil an mehreren Orten anderswo in der Welt ähnliche Skulpturen aufgestellt werden und somit ein Netz um den Erdball spannen, lassen sich die angeprangerten Greueltaten nicht aus dem Bewusstsein der Menschen verdrängen.

 

Zum ersten Mal in Hongkong

Im November 1996 wurde die Weltöffentlichkeit zum ersten Mal mit dem Schandmal konfrontiert. Im Rahmen der FAO-Konferenz in Rom wurde die Skulptur zum Symbol der gleichzeitig stattfindenden Konferenz der Non Government Organizations (NGO).

Das Projekt nahm seinen Anfang am 4. Juni 1997, als im Victoria-Park in Hongkong 55.000 Menschen bei Kerzenlicht des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Beijing im Jahre 1989 gedachten. Jens Galschiöts Skulptur war Mittelpunkt dieser Gedenkfeier. Danach wurde das Werk im Wechsel an allen sieben Universitäten der Stadt ausgestellt, bevor es am 4. Juni 1998 wieder im Victoria-Park den natürlichen Mittelpunkt der Gedenkfeier bildete. Nach jahrelangem Tauziehen mit den Behörden, ist es augenscheinlich endlich den Studenten gelungen der Skulptur einen dauerhaften Standort an der Universität von Hongkong zu sichern.

Indem das Schandmal in Hongkong kurz vor der Übergabe an die Volksrepublik China am 1. Juli aufgestellt wurde, gelang es den Initiatoren, die Skulptur auf chinesischem Boden aufzustellen. Hier steht das Mahnmal als offene Anklage gegen das Regime der alten Männer in Beijing. Gleichzeitig soll es die Machthaber an ihr Versprechen erinnern, in Hongkong die Menschenrechte und das Recht der freien Meinungsäusserung respektieren zu wollen.


Aufstellung gegen Straffreiheit

Das zweite Schandmal wurde am 18. April 1999 in der mexikanischen Hauptstadt errichtet um den Internationalen Tag gegen Straffreiheit zu markieren. Demnächst wurde die Skulptur im Dorf Acteal in Chiapas aufgestellt um ein Massaker am 22. Dezember 1997 anzuprangern, wo 45 unbewaffnete Indianer von einer paramilitären Gruppe niedergemetzelt wurden.

Im Frühling 2000 wurde ein Schandmal in Brasilien aufgestellt, damit der Mord an besitzlosen Landarbeitern nicht in Vergessenheit gerät.


Zum Künstler

Schöpfer des Schandmals ist der dänische Künstler Jens Galschiot. Geboren 1954, wohnhaft in Odense mit seiner Frau und seinen drei Kindern. Seine Werke sind auf Ausstellungen in Dänemark, Grönland, Belgien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Mexiko, Spanien, Tschechien und in der Schweiz gezeigt worden. Galschiot setzt seine Kunst ein, um damit das ethische Wertgut unserer Gesellschaft zu verteidigen. Politische, religiöse oder ökonomische Interessen lässt er dabei nicht gelten.

Der Künstler finanziert selbst seine zum Nachdenken mahnenden Kunst-Manifestationen durch Verkauf seiner ‚konventionellen‘ Bronze- und Kupferskulpturen, obwohl er auch in begrenztem Umfang von philanthropischen Fonds unterstützt wird.

Die Projekte werden mit Unterstützung von freiwilligen Helfern realisiert. Dieser Beitrag betont die gemeinsame Verantwortung gegenüber der sozialen und ökologischen Entwicklung unserer Erde. Diese Verantwortung ist nicht nur den Politikern, Experten oder Künstlern vorbehalten.


Das grösste Kunsthappening in Europa

So bezeichnete die Presse das Kunsthappening ,,Mein Innerer Schweinehund", das Jens Galschiöt 1993 inszenierte: In 20 Grosstädten wurde - ohne vorherige Ankündigung und ohne Genehmigung der Behörden - eine Skulptur in Menschengestalt mit Schweinekopf aufgestellt - ein Symbol des zunehmenden Rassismus, beunruhigend und drohend zugleich. In Bonn steht die Skulptur vor der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland.


Doppelmoral

Der Künstler Jens Galschiöt ist bei mehreren internationalen Konferenzen als NGO-Vertreter akkreditiert worden, u.a. 1995 beim Sozialen Gipfeltreffen der UN in Kopenhagen.

Galschiöt richtete mit dem Kunst-Projekt ,,Der Stille Tod" sein Augenmerk auf die Doppelmoral der industrialisierten Länder: Das Recht des einzelnen auf Leben gilt als unantastbar. Und doch sterben jährlich Millionen - Kinder und Jugendliche.

Im Rahmen des Kunstprojekts wurden insgesamt 750 Kinderpuppen im Kopenhagener Stadtbild aufgehängt. Gleichzeitig wurden 13.000.000 AGutscheine an zufällige Passanten verteilt - ein AGutschein für jedes Kind, das weltweit jedes Jahr wegen Hunger und Krankheit sterben muss. Diese Kinder sterben an Krankheiten, die mit geringen Mitteln zu bekämpfen sind.

Zusätzliche Informationen

sowie zahlreiche Fotos erhalten Sie im Internet

unter www.aidoh.dk

oder bei

Jens Galschiot
Banevänget 22
DK-5270 Odense N
Dänemark

Tel.: (+45) 6618 4058 
Privat: (+45) 6614 4038
Fax: (+45) 6618 4158

E-mail: aidoh@aidoh.dk

oder bei 

Vagn Frausing (internationaler Sekretär) Privat Tel.: (+45) 6615 4506



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